(Hinweis: unterstrichene Wörter oder Texte sind verlinkt)
Reinhold Burger war ein Tüftler, Autodidakt und Erfinder von frühester Jugend an. Seine Lehrjahre in der Firma "C. F. A.
Geißler & Sohn" in Berlin für meteorologisch, physikalisch und chemische Instrumente und Glas-Präzisionsapparate von 1881 bis 1886 und seine Tätigkeit bei der Firma "Siemens & Halske" von
1886 bis 1889 in Berlin schafften die Grundlagen für sein fundiertes Wissen und seine hervorragenden handwerklichen Fähigkeiten. Mit der Gründung seiner Firma "R. Burger“ 1894 verfügte er über
einen wissenschaftlichen Instrumentenbau auf hohem Niveau, die Forschungen, neue Entwicklungen und Experimente ermöglichten. Diverse Geissler`sche Röhren zum Experimentieren über die
Lufterscheinungen im luftverdünnten Raume gehörten u.a. zu seiner Fertigungspallette (siehe Preis-Verzeichnis von 1894).
Seine Firma hatte einen idealen Standort: mitten in der Metropole Berlin, umgeben von Universitäten, Instituten, Krankenhäusern, div. Forschungseinrichtungen und unzähligen
Arztpraxen.
Das Jahr 1896 stellte sich für unseren Großvater als ein Wendepunkt in seiner fachlichen und unternehmerischen Laufbahn
dar. Im gleichen Jahr begann Burger auch mit der Erprobung und Fertigung von
doppelwandigen Gefäßen für den Eismaschinen Fabrikanten von Linde und damit der Startschuss zur Erfindung der Thermosflasche. Er startete gleich Anfang des Jahres mit einer ersten
Gebrauchsmusteranmeldung für eine „Doppelt wirkende Quecksilberluftpumpe“ zur Erzielung eines hohen Vakuums für seine doppelwandigen Gefäße und für die Röntgenröhren.
Am 5. Januar 1896 wurde die Welt erstmalig durch die Wiener Morgenzeitung „Die Presse“ über die sensationelle Erfindung von Prof. Conrad Röntgen informiert.
Die Kunde von der Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Conrad Röntgen verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den ersten Januartagen 1896 überall in der Welt. Die internationale Presse überschlug sich förmlich in der Berichterstattung. Es wurde bekannt, das Röntgen am 12. Januar seine Entdeckung vor dem Kaiser vorstellen wird.
Nach seiner Präsentation stand u.a. in der Zeitung „Neues Wiener Tageblatt“ vom 14. Januar 1896:
„..dass Prof. Röntgen nicht im vollen Umfang demonstrieren konnte, weil nicht alle erforderlichen Instrumente so schnell zu beschaffen waren, indessen zeigte er einige Experimente, ließ die neuen Strahlen durch Holzbretter und Pappkästen gehen und photographierte auch einige Gegenstände, jedoch nur leblose Objekte, nicht die menschliche Hand...“.
Eine weitere Demonstration seiner Entdeckung im Berliner Reichstag lehnte er ab. Der Physiker Dr. Spies übernahm am 13. Februar seinen Vortrag.
Die Berliner Urania mit dem Direktor und Physiker Dr. Spies kündigte fast zeitgleich in der Presse an, die neuen X-Strahlen erstmals einem größeren Berliner Publikum vorzustellen.
In Berlin gab es 1896 nur wenige Firmen, die im wissenschaftlichen Glasgerätebaus eng mit der Wissenschaft und der Medizin zusammen arbeitete. Die Firma unseres Großvaters wurde Anlaufstelle für Dr. Spies. Sofort nahm sich Burger der neuen Herausforderung an. Er erkannte die einmalige Chance, dass sich hier ein neues gewinnbringendes Experimentierfeld eröffnete. Die Berliner Urania lag nur wenige Meter entfernt von der Firma „R. Burger“ in der Invalidenstr.. Kurze Wege um Probleme zu lösen!
Spies beauftragte Burger Röntgenröhren für seine ersten öffentlichen Vorträge ab Januar zum Thema "Röntgenstrahlen" (siehe auch Berliner Tageblatt vom 21.01.1896) herzustellen. Recherchen ergaben, dass bis zu 14.000 Besucher der Urania die Aufnahmen der burgerschen Röntgenröhre bewunderten.
Mit der Fertigung der ersten Röntgenröhre im Januar 1896 in Berlin war seine Firma auch die erste und damit älteste Röntgenröhrenfabrik.
Die Modelle der von Burger für Spies gefertigten Röntgenröhren und seine weiteren Entwicklungen wurden auf dem Kongress 1908 gezeigt (siehe Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft Band IV; III. Teil-Röhren-Ausstellung vom 25. und 26. April 1908).
Dazu stand am folgenden Tag in der Presse (S.D.T. Nr. 6720 vom 21. Januar 1896, S. 69)
„Aus Berlin wird gemeldet: Hier ist nunmehr der Versuch die Röntgen’schen
photographischen Aufnahmen zu wiederholen, dem Direktor der „Urania“ Paul Spies gelungen, nachdem die im physikalischen Institut der Universität und an der Technischen Hochschule unternommenen
Versuche missglückt waren.“
Im Artikel wurde nicht vermerkt, welche Firma die Röhren gefertigt hat, die zu diesem Erfolg führten. Leider wird das in keiner Veröffentlichung erwähnt. Der IV. Röntgenkongress von Berlin 1908
beantwortet allein diese Frage: Fa. R. Burger & Co. Berlin (siehe unten).
Die Vorstellungen von Spies wurden vom Berliner Publikum, lt. Pressemitteilung, gefeiert. Das Bild zeigt Paul Spies am 13. Februar 1896 im Deutschen Reichstag mit einer kugelförmigen Röntgenröhre Model 2 (genannt Typ 2- siehe hierzu unteres Foto „Historische Röntgenröhren der Fa. R. Burger & Co. Berlin“ ) von R. Burger (das Bild ist eine Kopie aus dem Hausfrauen-Familien-Journal „Zur Guten Stunde“ Band 18).
Vergleichen sie dazu den Text vom IV. Röntgenkongress in Berlin mit dem Foto von der Vorstellung Spies im Deutschen Reichstag!
Im „Reichsboten“ vom 15. Februar 1896 wurde dazu bemerkt:
„Selten hat wohl der Reichstag eine so eigenartige und glänzende Nachtsitzung abgehalten, wie am Donnerstag Abend. Das Haus war stattlich besetzt, wie leider fast nie am Tage, und auf den Bänken saßen neben den Abgeordneten wie Minister von Boetticher, von Marschall, Schönstedt, Staatssekretär von Hollmann, der bayrische Gesandte Graf Lerchenfeld u. A., während auf den Tribünen die Familienmitglieder der Minister, Bundesrathsmitglieder und Abgeordnete zahlreich vertreten waren. Man lauschte eifrig dem Vortrag des Dr. Spieß, der einen klaren, humorvollen Vortrag über die Röntgenstrahlen hielt und seine Ausführungen durch Bilder und Versuche veranschaulichte. Ein vor den Augen der Abgeordneten durch ein Brett photographierter Schlüssel, eine Münze u.s.w. kam bestens zur Erscheinung. Die Abgeordneten spendeten dem Redner reichen Beifall“.
Röntgenröhre Model 2: die Lage der Anode in Form eines runden Ringes ist mit der Pfeilrichtung gekennzeichnet. Eine Form, die aber später wieder geändert wurde.
Erstaunlich, das der Zeichner diese Einzelheit in seiner bildlichen Darstellung detailgetreu wiedergegeben hat!
Dazu wurde aktuell ein Artikel in der Fachzeitschrift:
JOURNAL OF THE BELGIAN SOCIETY OF RADIOLOGY
von Prof. Dr. Dondelinger veröffentlicht. Siehe auch: https://doi.org/10.5334/jbsr.3719
Nachbau der historischen Röntgenröhre von Reinhold Burger -Model 2/Typ 2 - mit der Dr. Spies u.a. am 13. Februar 1896 im Reichstag seinen Vortrag hielt. Der Pfeil zeigt auf die runde Ringanode.
Dank an dieser Stelle der Fa. „Glaskomponenten Roland Zain“, die den Nachbau der Röntgenröhre ermöglichte.
Sie wird demnächst in der Burger-Ausstellung gezeigt.
Bereits vor dem 13. Februar hielt Dr. Spies fast täglich Vorträge in der Urania und fertigte diverse Fotos mit dieser Röntgenröhre an (bisher belegt sind seine Vorträge am 3. - 5., 7., 10., 12., 14., 15., 17. - 19. und 25. -27. Februar).
Ein weiterer bemerkenswerter Vortrag von Dr. Spies im Sitzungssaal des Abgeordnetenhauses am 21. Februar 1896 trug den Titel „Photographie mit unsichtbaren Strahlen“. Bei all diesen Vorträgen kam die von Reinhold Burger entwickelte Röntgenröhre zum Einsatz, erkennbar an ihrer runden Anode (siehe auch „IV. Röntgenkongress in Berlin 1908“, Röntgenröhre Modell 2 von „Historische Röntgenröhren der Fa. R. Burger & Co.“). Er erstellte fotografische Aufnahmen verschiedener Gegenstände, wie ein Portemonnaie (siehe Zeichnung des Reichstages oben mit Dr. Spies). Das Portemonnaie wird gerade mit Münzen und einem kleinen Schlüssel sowie eine Hand mit Ring geröntgt. Die Schärfe der Bilder begeisterte das Publikum, das mit tosendem Applaus reagierte.
Burger war Mitglied der Deutschen Röntgen-Gesellschaft und u.a. Teilnehmer am 1. Röntgen Kongress 1905 in Berlin.
Jeder Teilnehmer erhielt ein kleines Notizbüchlein. Burger bat seine Gesprächspartner sich mit ihrer Unterschrift zu „verewigen“ (siehe auch: https://historische-zeitungen.jimdofree.com/r%C3%B6ntgenr%C3%B6hre/).
Burger war ebenfalls Teilnehmer des Vierten Kongresses vom 25. und 26. April 1908 in Berlin.
Hier ein Bild- und Textauszug vom Vierten Kongress von den Seiten 174und 175.
Rückwirkend werden hier die Entwicklungen der burgerschen Röntgenröhren von Beginn der Fertigung von Januar 1896 bis zum Jahre 1908 bildlich dargestellt und beschrieben.
Die ersten sechs Röntgenröhren beziehen sich auf den Fertigungszeitraum von 1896.
Leider ist das Foto seiner vorgestellten Röntgenröhren aus der o.g. Literatur nur mit geringer Auf- lösung dargestellt und durch die Lichtreflexionen schwer zu deuten.
Unter www.tubecollection.de/ura/Burger-1908.htm hat Herr Radtke (Experte und Sammler für Röntgenröhren) freundlicher Weise begonnen die Röhren zu skizzieren. Wir haben ebenfalls versucht die Röhren nach dem Text besser darzustellen (siehe Bild oben).
Die dargestellten Röhren könnten noch im Röntgenmuseum in Lennep vorhanden sein.
Wie wir aus dem Text zur IV. Tagung der Deutschen Röntgengesellschaft 1908 entnehmen können, hat Burger bei der Röhre Model 3 erstmals eine Platinanode (Antikathode) eingesetzt und das mit großem Erfolg. Dazu hat er die Antikathode zwischen zwei Kathoden angeordnet. Nicht ohne Grund hat er im Text betont, dass das bereits am 12. März 1896 geschah!
Er lieferte diese Röhren z. B. an den Physiker Herrn Wood, Mitarbeiter am Physikalischen Institut der hiesigen Universität, der hervorragende Ergebnisse mit dieser Röhre erzielte.
Wenn wir uns jetzt den Text aus dem IV. Röntgenkongress von 1908 zu Burgers Röntgenröhren anschauen, dann finden wir hier eine Parallele zu den im März 1896 geäußerten Bemerkungen von Röntgen, denn:
Anfang Januar beginnend fertigte Burger die ersten Röhren und bereits am 12. März 1896 mit seiner dritten verbesserten Röhre einen sensationellen und bahnbrechenden Durchbruch mit einer Röhre mit Platinantikathode erzielt (Model 3, siehe Bild und Text aus dem IV. Röntgenkongress von 1908).
Diese Röntgenröhre war richtungsweisend für die weitere Röntgenröhren Entwicklung!
Patentieren ließ er sich die Röhre nicht, da von ihm schon kurze Zeit später neue Entwicklungen auf den Markt kamen.
Aufgrund der auch zeitlich gleichen Aussagen ist es naheliegend, dass es Kontakte zwischen Röntgen (oder seinen Mitarbeitern) und Burger gab und Röntgen die Entdeckung in seinem Text
beschrieb. Dazu kam, dass man vom Röntgenröhrenhersteller immer nur in der dritten Person sprach (aus Persönliche Erinnerungen an W. C.
Röntgen und über die Entwicklung- der Röntgenröhren von L. Zehnder, Basel 17. XT. 33.).
Wichtig war in erster Linie der
erzielte Erfolg und nicht der Hersteller der Röhre!
Röntgen veranlasste in seinem Testament, dass nach seinem Tode alle seine Unterlagen zu vernichten sind. Wir können nur in der Literatur Hinweise auf eine Zusammenarbeit finden. Originaldokumente werden wir nicht mehr finden.
Im „Handbuch der Röntgenlehre“ von 1914 von Prof. Dr. Hermann Gocht finden wir zur Qualität der ersten Aufnahme ein paar Anmerkungen:
Die Aufnahme waren unscharf und die Konturen verschwommen, da die Röntgenstrahlen nicht von einem Punkt kamen, sondern von einer großen und gekrümmten Glasfläche. Scharfe erwünschte Schatten waren bei ihrer Größe und Unebenheit unmöglich. Hinzukam, dass die Intensität der von der Glaswand ausgesandten Strahlen nicht sehr groß waren. Folge von sehr langen Belichtungszeiten. Eine weitere Schwachstelle war die Glaswand. Die auftreffenden Kathodenstrahlen erwärmten das Glas so stark, dass man nicht weiter experimentieren konnte, ohne einen Totalausfall der Röhre zu riskieren. Die Röhren hatten aus den o.g. Gründen nur eine kurze Lebensdauer und teuer waren sie außerdem.
“Aus allen diesen Gründen ging man dazu über, die noch heute anerkannte Anordnung der Röhren allgemein zu
akzeptieren, die gleichfalls Röntgen selbst im März 1896 beschriebenen hat.
Einmal gab man der als Kathode dienenden Elektrode die Form eines Hohlspiegels, um so die Kathodenstrahlen auf eine Punkt oder wenigstens einen möglichen kleinen Fleck zu konzentrieren. Ferner
stellte man der Kathode gegenüber einem Winkel von 45 Grad ein Platinblech... damit wurde vor allem erreicht, daß die Röntgenstrahlen
annähernd einen punktförmigen Entstehungsort haben und recht intensiv sind; ferner wurde die übermäßige Erwärmung eines Teils der Röhrenwand mit ihren üblen Folgen
ausgeschlossen.....“
Schon Anfang Januar 1896 veröffentlichte der Chirurg und Psychiater Moritz Jastrowitz (1839-1912) auf der Sitzung des Vereins für Innere Medizin eine Röntgenaufnahme von Spies, die mit der burgerschen Röntgenröhre aufgenommen wurde.
Zu Beginn der Entwicklung von Röntgenröhren und Röntgenapparaten, die vorrangig in Arztpraxen und medizinischen Instituten zum Einsatz kamen, spielten Mechaniker und Glasbläser eine zentrale Rolle. In Berlin war beispielsweise die Firma 'R. Burger' der erste Lieferant für Röntgenröhren, ebenso wie 'Carl Heinrich Florenz Müller' in Hamburg und 'Emil Gundelach' in Thüringen/Gehlberg. Die Entdeckung der Röntgenstrahlen löste weltweit intensive Forschungsaktivitäten aus. Bereits 1896 waren die meisten großen Krankenhäuser und Kliniken mit Röntgengeräten ausgestattet. Im selben Jahr wurden über 1000 medizinische Artikel zum Thema Röntgen veröffentlicht.
Es gab eine breit angelegte Experimentierphase mit Röntgenröhren und -anlagen, wobei das Hauptziel die kontinuierliche Verbesserung der Technologie war. In dieser Anfangsphase wurden selten Patente angemeldet, da die Dauer von der Anmeldung bis zur Erteilung eines Patents oft zu lang war. Die Technologie entwickelte sich so rasant, dass viele angemeldete Patente zum Zeitpunkt ihrer Erteilung technologisch bereits überholt waren!
Im Fachbuch von Dr. Otto Glasser von 1932 „Röntgenkunde in Einzeldarstellungen, Conrad Röntgen und die Geschichte der Röntgenstrahlen“ finden wir eine Interessante Aussage von
„Herr Emil Gundelach, Gehlberg, Thüringer Wald, am 20. August 1929: … Daß ich einer der ersten Röntgenröhrenfabrikanten bin, geht aus dem Schreiben des Physikalischen Institut der Universität
Jena hervor. Mit Prof. Röntgen habe ich damals ebenfalls gearbeitet und auch Röhren für ihn hergestellt. Der Briefwechsel ist nie direkt erfolgt, sondern durch die Assistenten des Herrn Prof.
Röntgen, die Herren Prof. Koch und Prof. Wagner. Patente wurden in den ersten Jahren nicht von mir angemeldet…“
Die gleichen Aussagen kennen wir aus Gesprächen mit den Söhnen von Reinhold Burger über Kontakte zu Prof. Röntgen, die ebenfalls nur über seine Mitarbeiter liefen.
Einer der ersten Röntgenschirme der Welt mit denen Burger Anfang 1896 seine Versuche anstellte. Die Röntgenschirme wurden in dieser Form auch in den medizinischen Einrichtungen eingesetzt.
Die Experimente mit Röntgenstrahlen blieben auch für ihn und vielen Ärzten, Technikern, Wissenschaftlern und auch Patienten in dieser Zeit nicht ohne gesundheitliche Folgen. Wie in der Familie berichtet wurde, sind ihm über einen gewissen Zeitraum sämtliche Haare ausgefallen.
Einige seiner verwendeten Röntgenplatten von der Firma „Neue Photographische Gesellschaft AG“, Berlin Steglitz, liegen uns noch ungeöffnet vor.
Röntgenröhrenfertigung- Fa. "R. Burger & Co." Berlin und später der gleiche Aufbau in Pankow Wilhelm-Kuhr- Str. (Eigenbau).
Oben zwei Funken-induktoren mit Kondensa- toren zum Erzeugen von hohen Spannungen
Für Burger eröffnete sich mit der Röntgenröhren Fertigung ein neues Standbein in seiner Firma. Von diesem Zeitpunkt an konzentrierte er sich hauptsächlich auf die Fertigung von Röntgenröhren und lieferte tausende, ständig verbesserte Röhren z. B. an Firmen wie:
W. A. Hirschmann, F. Dessauer, Dr. Max Levy; A. Blank, Odessa; Gesellschaft Urania, Universität
Minnesota, Siemens Brothers Co. London; Heinz Bauer Radiotechnische Werke GmbH, Chem. Laboratorium Petri Kommerz, St. Petersburg; Institut für medizinische Diagnostik Schiffbauerdamm Berlin, T. u. A. Friedländer in Berlin, R. Friedlander in den USA, Siemens & Halske; Reiniger, Gebbert und Schall (Hamburg, Zürich), C.H.F. Müller usw.
(wir sind zur Zeit dabei, die uns vorliegenden Auftragsbücher für gefertigte und gelieferte Röntgenröhren zu sichten). Seine neuen Röntgenröhren kamen sehr schnell in den Handel. Es liegen noch alle Verträge im Original vor, die er mit bekannten Röntgenherstellern und Lieferanten abschloss.
Anmerkung zur Fa. Heinz Bauer Radiotechnische Werke GmbH:
Am 10. Oktober 1912 hat Burger mit der o.g. Firma einen Lizenzvertrag zur Nutzung der Patente 246720 und die Patentanmeldung B. 65015 abgeschlossen (Bauer Luftregulierung). Bedingung: Die geschützten Teile sind nur durch die Fa. Bauer zu fertigen und dürfen dann eingebaut werden. Laufzeit bis Ende 1920.
Anmerkung zur Fa. R. Friedländer in den USA:
Am 12. Juli 1902 haben Burger und sein Compagnon Aschenbrenner mit R. Friedlander in Berlin einen Liefervertrag über die Lieferung von Röntgenröhren im Werte von jährlich min. 12.000,00 Mark an R. Friedlander Chicago vereinbart.
Die Lieferbedingungen waren ziemlich ausgefeilt. Innerhalb von 15 Tagen musste Burger in der Lage sein, bis zu 100 Röhren verschiedenster Art zu liefern (Ausnahme Streik der Glasbläser, sonst Vertragsstrafe).
Gestartet wurde ab der Nummer 4001 mit der zusätzlichen eingebrannten Inschrift „ R,F Co. Chicago, Made in Germany“ sowie eventuelle Patentnummern.
Das Wasserkühlpatent von Burger sowie eventuelle weitere Neuerungen von ihm darf R. Friedlander in den USA für sich anmelden. Dafür darf Burger nach Patenten von Albert Friedländer gefertigten Röhren bis auf die USA überall hin vertreiben, ist aber dafür verantwortlich, dass diese Röhren von seinen Kunden dann nicht weiter in die USA geliefert werden.
Gestartet wurde ab der Nummer 4001 mit der zusätzlichen eingebrannten Inschrift „ R,F Co. Chicago, Made in Germany“ sowie eventuelle Patentnummern.
Preisverzeichnis, kopiert aus www.tubecollection.de Reinhold Burger
Auf Grund der hohen Nachfrage und der erforderlichen Kundenbetreuung beschäftigte Burger den Ingenieur Robert Grisson auf Honorarbasis, der profunde Kenntnisse der Röntgentechnik besaß, ein Patent (Bezeichnung: „Grissonator“, ist ein elektrostatischer Stromstossgenerator mit Elektrolytkondensatoren für Betätigung von Funkeninduktoren für Röntgenzwecke (unterbrecherlose Röntgeneinrichtung) angemeldet hatte und die Kunden weltweit fachlich gut
konnte. Trotz der wachsenden Konkurrenz durch andere Röhrenproduzenten wurden durch ihn weitere Kunden geworben. |
Die Fa. Hirschmann stellte medizinische Instrumente und Heilapparate her und vertrieb sie.
Um 1900 kamen Röntgenröhre hinzu (siehe auch „Erfindung der Röntgenröhre). Mit Burger wurde ein Liefervertrag über eine bestimmte Anzahl von Röntgenröhren getroffen, die mit der Aufschrift: „W. A. Hirschmann, Berlin“ versehen waren.
Röntgen-Röhrenbuch von 1913, Fa. R. Burger & Co. Berlin
Seine Lieferorte lesen sich wie eine Weltumrundung!
Die Verpackungs- und Lieferstrategien bei diesen sehr empfindlichen Glaskörpern, dazu noch hoch evakuiert, mußten 100%ig stimmen. Sie waren Vertragsgegenstand mit dem Kunden und mit hohen
Vertragsstrafen belegt.
Reinhold Burger (1951) mit seiner patentierten Thermosflasche von 1903 und der ersten Röntgenröhre mit Platinanantika-thode Nr. 3 vom 12. März 1896 aus der IV. Tagung des Röntgenkongresses in Berlin von 1908 (siehe oben „Historische Röntgenröhren der Firma R. Burger & Co. Berlin“, Fotomontage).
Anmerkungen zur Röhre Nr. 15:
Burger hat sie als Energieröhre bezeichnet (in der Abbildung wird sie auch zur medizinischen Behandlung in Körperhöhlen eingesetzt). Im „Handbuch der Röntgenlehre“ von Prof. Gocht von 1914 finden wir auf den Seiten 153 und 154 dazu folgende Erläuterungen :
Seine Röntgenröhren gefertigt nach Patent-Nr. 12997 versah er mit einem Ätzstempel, der aus der eingetragenen Schutzmarke und der Patentnummer der Fa. R. Burger & Co. Berlin bestand. Röhren, die er an Röntgenanlagenhersteller lieferte, kennzeichnete er in der Regel mit einer laufenden Fertigungsnummer.
Der Stempel auf seiner Centralröhre mit der Patent-Nr. 12997 entspricht nicht dem Aufbau der dargestellten Röhre. Wir nehmen an, dass er diese Röhre absichtlich so registriert hat, um die Röhre für die Hygieneausstellung in Dresden 1911 eindeutig mit seinem Firmenlogo zu kennzeichnen. Einen Ätzstempel für seine viel verkaufte Centralröhre hatte er nicht.
Die Originalurkunde für sein Röntgenröhrenpatent befindet sich im Pankower Museum. Sie zeichnete sich durch eine effiziente Kühlung aus. Damit wurde eine breite Anwendung in der Medizin erst möglich. Das war der Durchbruch.
Weitere 6 Patente und div. Gebrauchsmuster zur Verbesserung der Röntgenröhre wurden von ihm im Zeitraum zwischen 1903 bis 1919 eingereicht. Leider sind die Patente nicht mehr in Papierform oder digital im Patentamt vorhanden.
Anmerkung:
Mit der Hamburger Firma C. H. F. Müller verband Burger eine jahrelange enge Zusammenarbeit. Wie man seinen Katalogen entnehmen konnte, hatte Burger als einziger das Recht, nach Patenten von Müller zu fertigen (lt. Vertrag vom 11. April 1905). Damit fanden Müllers Röhren einen Zugang zum Berliner Markt. Nach dem Tode von Müller 1912 wurde die Zusammenarbeit beendet.
Therapie-Röntgenröhre um 1906 von Reinhold Burger
aus „ Development of the Ion X-ray Tube“ bei Paul Renne and Arnold B.W. Nielsen, 1986
Burger Röntgenröhre für Wechselstrom (um 1908)
-Anwendung zu therapeutischen Behandlungen
-Symmetrische Bauart: zwei gleichartige Elektroden in Form der gebräuchlichen Kathode mit hohlspiegelförmig gekrümmter Fläche und einer Antikathode mit 2 Platinspiegeln, derer je einer Elektrode gegenübersteht. Von solch einer Röhre gehen zwei Strahlenbündel aus, die je nach Phase des Wechselstroms für sich an der zugehörigen Elektrode wirkt (aus "Technische Rundschau" vom 17.11.1908).
Hier zeigt die Abbildung die Röhre in der medizinischen Anwendung
Ventilröhre mit Osmose-Regenerator, Hersteller und Herstel-lungsdatum konnten bisher nicht ermittelt werden
Die Röntgenröhre (Central-Röntgen-
Röhre in der Mitte des Bildes hat einen Durchmesser von fast 400 mm und eine Länge 830 mm und stellt eine absolute Rarität dar. Hier schuf er ein wahres mundgeblasenes Meisterwerk. In Funktion
war sie nicht. Er fertigte sie wohl extra für die Hygieneausstellung in Dresden 1911.
Sie ist damit wahrscheinlich eine Röntgenröhre mit dem größten Kugeldurchmesser der Welt.
Die Antikathode ist konvex geformt.
Die Vitrine wurde auf der Inter-nationalen Hygieneausstellung zum Teil mit der abgebildeten Bestückung ausgestellt.
Die Central-Röntgenröhre ist für sehr starke Beanspruchungen bestimmt. Die Antikathode besteht aus einem massiven Metallklotz und durch einen metallischen, guten Wärmeleiter, der mit der
Außenluft in Verbindung gebracht ist. Durch eine große Metallglocke ist eine kräftige Oberflächenkühlung ermöglicht, so dass erhebliche Wärmemengen in kürzester Zeit ausgestrahlt werden. Die
konvexe Antikathode gestattet einen unbeeinflussten Austritt des Zentralstrahles, bewirkt aber eine Ablenkung der schädlichen Nebenstrahlen, so dass deren Vereinigung zu einem Brennpunkt
gegenüber der Antikathode verhindert und eine Zerstörung der Glaswand vermieden wird. Auch bei dieser Röhre ist eine Vakuumregulierung angebracht (Textauszug aus „Die Röntgentechnik“ von
Albers-Schönberg 1910).
Bei dieser Röntgenröhre war er wohl der erste Hersteller, der eine konvexe Antikathode verwendet hat!
Seine „Moment"-Röntgenröhren ließ er über ein
eingetragenes Warenzeichen vom 6. Mai 1908 schützen. Der Schutz bestand bis 1928.
Warum die Fa. Gundelach (ab 1911) den geschützten Namen „Moment“ für ihre "Moment"-Wolfram-Röhren verwendet ist uns nicht klar.
Die Momentröhre ist infolge ihrer stabilen Konstruktion besonders für den Betrieb mit Starkstrom-Apparaten geeignet. Der Kühler ist zu einem Rippenkörper ausgebildet, um die von der Antikathode übernommene Wärme schnell wieder abzusetzen (Luftkühlung). Es entfällt damit die unbequeme und lästige Wasserkühlung.
Brief von der Firma F. Reiner & Co. aus Wien von 1909 an Reinhold Burger. Hier werden die Vorzüge der burgerschen Centralröhre mit Osmoregulation und für Momentaufnahmen mit Intensiv-Strom-Induktor beschrieben.
mit gewölbter Antikathode und direkter Außenkühlung für Zeit-, Schnell- und Teleaufnahmen sowie längere Durchleuchtung (Magen, Herz). Mit dieser Röhre hat Burger erreicht, dass bei ganz harten Röhren die gasgebende Elektrode noch sicher ohne Durchschlagsgefahr für die Röhre arbeitet. Eine Röhre für stärkste Beanspruchung.
Energie-Röhre mit Luftkühlung der Antikathode für schwere Aufnahmen und längere Durchleuchtungen. Die Antikathode besteht aus einer sehr schweren, gut leitenden Metallmasse, welche ebenfalls mit einem Glasmantel umgeben ist. Den Halter der Antikathode bildet ein nach außen offenes, im Inneren jedoch geschlossenes Glasrohr, das der erhitzen Luft Abzug gewährt
(Marke „Energie“ ist ein eingetragenes Markenzeichen).
Röhre für Oberflächenbestrahlung, bestens geeignet für Dauerbestrahlung kleiner Krankheitsherde. Die intensive Wirkung dieser Röhre wird dadurch erzielt, dass man die Antikathode möglichst nahe an die Glaswand- der Austrittsstelle der Röntgenstrahlen-heranbrachte. Die Röhre hat eine automatische Vorrichtung zum Weichermachen. Die Antikathode ist konvex gewölbt. Eine Vereinigung der Strahlen zu einem Brennpunkt gegenüber der Antikathode wird damit verhindert und eine Zerstörung der Glaswand vermieden.
Geeignet für diagnostische Zwecke, im besonderen Durchleuchtungen. Durch diese neu geschaffene Anordnung ist es unnötig geworden, für die Untertisch-Durchleuchtung usw. besondere Röhren anzuschaffen und zu halten. Der Patient kann im Stehen oder in liegender Stellung mit der gleichen Röhre durchleuchtet werden. Nur die Wasserkugel (rechts) muß lediglich gedreht werden.
Eine der wohl größten Sammlungen von Röhren aller Art in der Welt (ca. 18.500 Exemplare) befin- det sich in Gütersloh bei Herrn Radtke - faszinierende Vielfalt und perfekt dargestellt. Auch die Burger-Röhren sind ausgestellt und historisch eingeordnet.
Das Berufsbild des Glasapparatebauers kann auf eine über hundertjährige Tradition zurückblicken
und war z. B. federführend im wissenschaftlichen - und medizinischen Apparatebau, bis hin zu den Anfängen des Fernsehens und der Leuchtreklame. Eine Gruppe von Handwerksmeistern hat eine Fachgruppe gegründet, die sich den Themen und der Entwicklung in ihrem Handwerk annimmt.
Werbung 1907:
Auch das gab es:
Ein Röntgengerät zum Spielen für Kinder!
Über die Gefährlichkeit und über die gesundheit- lichen Folgen sind wir uns heute alle im Klaren!
Unter diesem Link finden sie weitere Informationen zum Thema Röntgenröhren und Reinhold Burger
https://historische-zeitungen.jimdofree.com/r%C3%B6ntgenr%C3%B6hre/
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