(Hinweis: unterstrichene Wörter oder Texte sind verlinkt)
Die Biographie von Reinhold Burger (1855-1954), dem Erfinder der Thermosflasche, ist das Ergebnis von Recherchen und der Einsichtnahme in historische Dokumente.
In den Glashütten seines Großvaters in Burig bei Erkner und in Glashütte/Baruth erlernte Reinhold Burger nach dem Besuch der einklassigen Fabrikschule die körperlich anspruchsvolle Arbeit als Einträger (Hilfsarbeiter). Diese Erfahrung scheint ihn nicht vollständig erfüllt zu haben, und er erkannte sein größeres Potenzial. Daher entschied er sich für eine Lehre in Berlin. Nach abgeschlossener Lehre übte die Neue Welt eine starke Anziehung auf ihn aus. Immer offen für Neues und am Puls der Zeit zu sein, wurde zu seiner Devise. Als er 1889 zusammen mit seinem Freund Ferdinand Stuhl das erste Mal nach Amerika reiste, erreichte die Einwanderungswelle dort ihren Höhepunkt. Dank der vielen Deutschen, die in der Neuen Welt ihr Glück suchten, war die Verständigung anfangs einfach. Burger lernte gleichzeitig die englische Umgangssprache. In Amerika verdienten sie sich ihren Unterhalt mit verschiedenen Jobs in unterschiedlichen Städten, bevor Burger 1890 nach Deutschland zurückkehrte.
Schon ein Jahr später reiste er auf Grund eines Briefes von seinem Freund Emil Pflock wieder in die USA. Ziel der 2. Reise ab dem 25. Juni 1891 war die Selbstständigkeit und der
Aufbau einer Thermometerfabrik in Philadelphia mit E. Pflock, die aber aus Gründen der sich verschlechternden wirtschaftlichen Situation in den USA nicht gelang. Er hatte sich dafür extra eine
geeichte Längenteilvorrichtung (Gradeinteilung) zur Aufteilung diverser Glasinstrumente (z.B. für Thermometer) die schon damals horrende Summe von 600 Mark gekauft (siehe unten Rechnung und
Foto).
In einem Brief vom 26. Juni 1891 schrieb Pflock u.a.:
„Lieber Herr Burger! …Nun in Hinsicht unseres verabredeten Geschäft bleibt uns so anderes nicht übrig abwarten bis wir etwas Geld haben. Ich würde aber an Ihrer Stelle fahren und die Maschinen und die anderen Sachen alle mitbringen, da wir dadurch ziemlich profitieren und nicht vergessen, jede Sache alle gut zu prüfen, ob gut sind und so weiter ….In Hinsicht unseren Geschäft sage ich jetzt, dass es ein Fehler war dass sie fort mussten. Ich glaube dass wir genug Geld hatten anzufangen. Das übrige hätten wir jedenfalls bekommen. Nun aufgeschoben ist nicht aufgehoben…
Mit vielen Grüßen
Ihr Freund E. Pflock
25 Armstrong Jamaica plain“
Den Brief erhielt Burger nach seiner Reise, da er bereits zu ihm in die USA unterwegs war.
Pflock muss ein großes Interesse an den handwerklichen Fähigkeiten von Burger gehabt haben. In einem vorangegangenen Brief bot er ihm eine Stelle als Glasbläser in seiner Abteilung an. Er schrieb:
… „Was die Gehaltsachen betrifft, so denke ich dass sie bis zu 24 $ die Woche dafür bekommen können. Mein lieber Burger überlegen Sie sich die Sache und lassen Sie so bald wie möglich alles wissen was sie gesonnen sind zu tun“…..
In Boston wurde er für kurze Zeit sesshaft. Aber auch hier wies ihn ein Arbeitgeber mit den Worten zurück „ …die Thüringer Glasindustrie, deren Arbeiter am Hungertuche nagten, liefern die benötigten Erzeugnisse wesentlich billiger“.
Rechnung für seine Längenteilvorrichtung, die er nach den USA mitnahm (der Rechnungs-Eingang war nach seinem Beginn der USA Reise). Die Mechanik ist heute noch nach über 130 Jahren voll funktionstüchtig (siehe Bild unten).
Die 600 Mark entsprechen heute etwa 6000 Euro.
Seitenansicht der Längenteilvorrichtung.
Rechts vorne unten ist der Markierungsstift zu sehen (die Spitze ist scharf wie ein Diamant)
Hier wird er sich seine Längenteilvorrichtung zusammen mit seinen Glasinstrumenten und anderen Utensilien für seine geplante Firmengründung nach Philadelphia hat nachsenden lassen.
Text der Mitteilung an Reinhold Burger:
New York, Aug. 26. 1891
Herrn Reinhold Burger
7404 Vox Straße
Philadelphia
„Wir empfingen den uns ge-
sandten Schein, und werden
wir Ihre Sachen wahrschein-
lich zollfrei durchbringen.
Sie müßten sich nun noch
einige Tage gedulden bis
Ihre Kiste von den Zollern (?)
durchsucht wird, sobald dies
geschehen, werden wir die
dieselben absenden“.
Hochachtungsvoll
Während seiner Zeit in den USA erhielt Burger ein Angebot aus Berlin zur Gründung einer Firma und kehrte 1892 wieder nach Deutschland zurück. Ferdinand Stuhl, mit dem er 1889 das erste Mal in die USA ausreiste, hatte es Jahre später geschafft, eine Thermometerfabrik zu gründen, die heute noch existiert. Im Juli 1907, während Burgers dritten USA Aufenthaltes, trafen sich die beiden erfolgreichen Firmengründer in Philadelphia.
Die neue Welt hat Reinhold Burger geprägt. Man musste schnell sein, wenn eine Idee Wirklichkeit werden sollte. Die Konkurrenz schlief nicht.
In Berlin gründete er (ohne einen Partner) 1894 die Firma „R. Burger“ und erfüllte sich damit den Traum von der Selbstständigkeit. Forschen und Produzieren, das konnte er in seiner Firma verwirklichen. Das Jahr 1896 stellte die Weichen für seine zukünftige Fertigung. Die Röntgenröhre, das doppelwandige Vakuumgefäß und die Anfänge der „Thermos“ erblickten das Licht der Welt.
Reinhold Burger startete in seiner Firma "R. Burger & Co." die Produktion von Thermosflaschen mit hochqualifizierten Glasbläsern und Mechaniker für den globalen Markt. Diese Methode erwies sich jedoch langfristig, aufgrund der sich wiederholenden einfachen Arbeitsabläufe, als unwirtschaftlich. Deshalb gründete er 1905 zusammen mit zwei Geschäftspartnern die "RaRa-Gefäße GmbH", die bald in "Thermos-Gesellschaft m. b. H." umbenannt wurde und auf die Produktion von Thermosprodukten spezialisiert war. Dies ermöglichte Burger, sich auf seine ursprüngliche Firma zu konzentrieren, wo der Fokus auf der Herstellung von glastechnischen Instrumenten, Apparaten, Röntgenröhren und doppelwandigen Gefäßen für Forschung, Medizin und Industrie lag. Das Geschäft mit den Röntgenröhren boomte.
Die "Thermos" war jetzt nur noch ein Produkt zur Vermarktung! Es gab am Prinzip nichts mehr zu verbessern und das bis heute -außer am Design.
Den Namen "Thermos" hat er sich umgehend in allen Industriestaaten der Welt schützen lassen. Er wurde bis heute zu einer Weltmarke! Das reichte aber nicht aus, um sicher zu sein, dass keine Plagiate auf den Markt kamen. Hier zahlte er Lehrgeld! Es folgten viele Rechtsstreitigkeiten.
Seine Schule in Glashütte. Heute eine Herberge, idyllisch gelegen mit einem Naturteich zum Baden
1880-1880: Kennenlernen der Glasverarbeitung in der Glashütte seines Großvaters in Burig bei Erkner
Die rund 48 Rmk wären nach heutigem Wert 310 €. Sein Monatslohn lag nach heutigem Maßstab etwa bei 1250 €. Die wöchentliche Arbeitszeit betrug fast 70 Stunden bei einer 6 - Tagewoche. Zum Vergleich, ein Hamburger Hafenarbeiter verdiente um diese Zeit ca. 30 Mark in der Woche.
"Havel", Rückreise 1890 von New York nach Bremen
„Columbia“ mit diesem Schnelldampfer reiste Burger am 25.06.1891 zum zweiten Mal von Bremen nach New York
3. Reise von Bremen nach New York mit dem Schnelldampfer "Kaiser Wilhelm der Große"
Deckblatt zur Passagierliste
Namentliche Nennung in der Passagierliste
Rückreise von New York nach Bremerhaven mit der "Kronprinzessin Cecilie" einem Doppelschrauben-Schnelldampfer
Namentliche Nennung in der Passagierliste
Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem städtischen Friedhof III in Berlin-Pankow. Auf seinem unter Denkmalschutz stehenden Grabstein ist vermerkt: “Mit seinem Werke der “THERMOS“ wird er in der Erinnerung weiterleben“. Die Stele enthält einen QR-Code, der zu dieser Webseite führt.
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